Axel Gutjahr

Die Ludwigie
Ludwigia helminthorrhiza
Ein äußerst anspruchsvolles Nachtkerzengewächs



B ei den Nachtkerzengewächsen Onagraceae (nicht zu verwechseln mit den Nachtschattengewächsen Solanacea !) handelt es sich um eine rund 650 Arten umfassende Familie der Zweikeimblättrigen Pflanzen Dicotyledonea, die über die gesamte Erde verbreitet ist. Aus aquaristischer Sicht ist innerhalb der Nachtkerzengewächse vor allem die Gattung Ludwigia von besonderem Interesse. Sämtliche Ludwigia-Arten sind Sumpf und Wasserpflanzen von denen verschiedene Arten wie beispielsweise das Sumpfheusenkraut (auch Sumpflöffelchen genannt) Ludwigia palustris, häufig zur Bepflanzung von Aquarien, Paludarien und/oder Gartenteichen verwendet werden. Bemerkenswert ist, dass sich einige Ludwigia Arten im Vergleich mit den meisten anderen Aquarienpflanzen als doch recht anspruchsvolle Pfleglinge erweisen. Das trifft in ganz besonderem Maße für Ludwigia helminthorrhiza zu.

Wer Ludwigia helminthorrhiza gern einmal pflegen möchte, muss gewöhnlich sehr schnell feststellen, dass bereits die Beschaffung nicht ganz problemlos abläuft. In einschlägigen Zoofachgeschäften wird man, genau wie in vielen Aquarienpflanzenzüchtereien, zumeist vergeblich nach dieser Pflanze suchen. Und wenn man keinen Aquarianer kennt, der sie pflegt, besteht die letzte Möglichkeit oftmals nur darin, in Botanischen gärten nachzufragen. Gelegentlich geben diese Einrichtungen vom Hochsommer bis zum zeitigen Herbst einige Exemplare von Ludwigia helminthorrhiza   ab.


Ludwigia helminthorrhiza zwischen Seerosenblättern in der Sommerfrische im Gartenteich.


Zum wissenschaftlichen Namen und zur natürlichen Verbreitung


Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von
Ludwigia helminthorrhiza datiert aus dem Jahre 1839 und wurde von Maritius vorgenommen, der die Pflanze damals allerdings noch als Jussiaea hellminthorrhiza bezeichnete. 1953 ordnete sie Hara schließlich der Gattung Ludwigia zu. Dieser Gattungsname wurde zu Ehren des deutschen Botanikers und Mediziners C.G.Ludwigia vergeben. Die Artbezeichnung ist von helmins, gr.=Wurm und rhiza, gr=Wurzel abgeleitet und nimmt Bezug auf die weißen, wurm.bzw. madenähnlichen Atemwurzeln der Pflanze. Das natürliche Verbreitungsgebiet von Ludwigia helminthorrhiza erstreckt sich vom Süden Mexikos bis nach Paraguay. Außer in Sümpfen und auf schlammigen Uferregionen, wo die Pflanze am Boden kriechend gedeiht, findet man auch häufig im Wasser flutende Exemplare, die sowohl in stehenden als auch fließenden Gewässern auftreten.


Beschreibung der Pflanze


Die zumeist verzeigenden Stängel von
Ludwigia helminthorrhiza  erreichen nicht selten eine Länge von mehr als 1 m. An ihnen befinden sich die annähernd kreisrunden Laubblätter, echte Wurzeln sowie die bereits erwähnten wurmförmigen Luftwurzeln, die unter günstigen Umweltbedingungen einen Durchmesser von fast 0,5 cm und eine Länge von über 2 cm erreichen können. Sie bestehen aus einem luftgefüllten Zellgewebe, das in der Lage ist, in sauerstoffarmen Schlammschichten einen Gasaustausch mit den anderen Pflanzenteilen durchzuführen. Die Blüten von Ludwigia helminthorrhiza stehen einzeln und wachsen an einem1 bis 3 cm langen Stiel direkt aus dem Stängel hervor. Ihre Kronblätter sind mit Ausnahme der gelblichen Basis rein weiß gefärbt. Unter den klimatischen Bedingungen Europas wird man allerdings nur äußerst selten einmal diese Ludwigia Art zum Blühen bringen (ich konnte jedenfalls in den vergangenen zwölf Jahren noch nie Blüten bei meinen Pflanzen registrieren)


Ein fast unstillbarer Lichthunger


Das Hauptproblem bei der Pflege von
Ludwigia helminthorrhiza ist der fast unstillbare Lichthunger dieser äußerst attraktiven Staude, die sicherlich so mancher Aquarianer gern einmal als Schwimmpflanze in seinem Becken haben würde. Man kann Ludwigia helminthorrhiza  nur einigermaßen erfolgreich in einem extrem hell beleuchtenden Aquarium oder Paludarium pflegen, in dem die tägliche Beleuchtungsdauer 14 Stunden nicht unterschreiten sollte. Günstig ist, wenn sich derartige Becken beispielsweise in einem mit viel Fenstern versehenen Wintergarten befindet, damit der Pflanze neben der künstlichen Beleuchtung auch noch jedes nur mögliche Quantum an natürlichem Licht zur Verfügung steht. trotzdem wird man gegen Ende des Winters selbst bei einem sehr guten Beleuchtungsregime häufig feststellen müssen das Ludwigia helminthorrhiza etwas zu kümmern beginnt. Damit die Pflanzen wieder richtig zu Kräften kommen, empfehle ich, sie von Ende Mai/Anfang Juni bis Mitte September in einen Gartenteich zu setzen. Diese Sommerfrische bekommt der Pflanze ausgezeichnet und man wird dann fast immer einen enormen Wachstumsschub registrieren können.

 

aus " Das Aquarium" 2/01 Seite 37 ff.
Mit freundlicher Genehmigung des Schmettkamp Verlags.

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