Lothar Zenner
Die Elritze
ist eine in Mitteleuropa gefährdete Art

Für die Elritze,Phoxinus phoxinus, gibt es noch weitere 54 deutsche Populärnamen. Das lässt darauf schliessen, das dieser lebhafte kleine Schwarmfisch noch vor 20, 30 Jahren recht häufig in deutschen Gewässern heimisch war. Doch das ist vorbei, denn mehr und mehr wurden angestammte Laichplätze durch Schadstoffracht zugeschwemmt oder von Algenrasen überwuchert. Ebenso wurden vermehrt reich strukturierte Gewässerabschnitte "begradigt" was zur Verinselung von ganzen Populationen oder auch zum lokalen Verschwinden dieses in der Nahrungskette so wichtigen Fisches geführt hat.

Die Normalvariante

Die Goldvariante

Obwohl ich im ländlichen Raum um Zwickau aufgewachsen bin, habe ich selbst die Elritze in ihrem natürlichen Lebensraum noch nicht gesehen. Es gibt aber - und das wird wie ein Geheimnis gehütet - hier in Sachsen noch Restpopulationen bei Hartenstein und im Kreis Werdau. Darüber hinaus ist die Elritze in Talsperren zur Trinkwasserversorgung zu ihrer Rettung eingebracht worden, wo sie sich recht gut vermehrt hat. Früher, das heisst bis noch vor 50 Jahren, reichte das europäische Vorkommensgebiet der Elritze vom Balkan bis zu den Pyrenäen, vom Kaukasus bis nach Skandinavien und den Britischen Inseln. Stets fehlte sie aber in Schottland und den nördlichen Einzugsgebieten des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres. Die Elritze ernährt sich von kleinen Tieren des Gewässerbodens. Sie war aber auch als Laichräuber von Nutzfischen bekannt. Für die Ernährung des Menschen war sie stets   nur von geringer Bedeutung. So wurde sie früher in Massen hauptsächlich zur Verfütterung an "edleres Wasserwild" oder zum Verzehr für arme Leute gefangen. Zur Fortpflanzung unternimmt die Elritze Wanderungen flussaufwärts, um auf grobsandigem oder kiesigem Grund zu laichen. Für den Fortpflanzungserfolg sind Korngrößen des Bodengrundes von mindestens 1 cm wichtig. Das Interstitial (Zwischräume zwischen den Kieseln) ist nämlich Zufluchtsort für die Brut, um sich vor ihrem Fressfeind Nr.1, der Forelle, weitgehend in Sicherheit zu bringen. In Seen und Talsperren laicht sie im kiesigen Uferbereich. Gelaicht wird in der 22. bis 25.Woche eines Jahres, wobei aber die Wassertemperatur als aktueller Auslöser eine Rolle spielt, wie auch Bless (1999) in Experimenten im Labor nachweisen konnte. Bereits im Spätsommer haben die jungen Elritzen eine Länge von 3 cm erreicht, werden aber  erst im 3. oder 4. Sommer geschlechtsreif. Nach Bergbauer & Frei (2000) gibt es von der Elritze eine goldfarbene Variante. Zur Aquarienpflege, schreiben die Autoren, dass sauerstoffreiches und kühles Wasser eine unabdingbare Voraussetzung ist und die Elritze ein gelehriger Fisch ist, der sogar Brot aus der Hand frisst. Eine Vergesellschaftung mit anderen heimischen Fischen ist ohne Schwierigkeiten möglich.

zurück zur Schmökerecke

aus „Das Aquarium“ 4/2001 Seite 28
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.

Die Zeitschrift „Das Aquarium“kann über uns europaweit abonniert werden.
Siehe unsere Zeitschriftenseiten!


©copyright MR2001