Steffen Rothe
Neues vom grünen Peru Skalar
Gibt es bald blaue und rote Skalare ?



In der Ausgabe 12 / 99 der Zeitschrift "Das Aquarium " berichtete ich über eine sehr schöne Neuentdeckung bei Segelflossern : über den "Grünen Peruskalar". Mittlerweile konnte ich eine Vielzahl von Erfahrungen mit diesen Selgelflossern sammeln. Wie es so oft ist, standen am Anfang jede Menge Probleme, die es zu lösen galt. Denn dieser Skalar ließ sich nicht so einfach nachzüchten, wie das nach den ersten Zuchtversuchen zu erwarten war.


Mein Pärchen laichte sehr häufig und bereitwillig ab. Mehrmals geschah es, dass die Jungfische eines Geleges noch nicht freischwammen, als schon ein weiteres Gelege abgesetzt wurde. Dabei war erkennbar, das die Koordinierung der erforderlichen Brutpflegebehandlungen (Befächeln des neuen Geleges einerseits, das Umbetten der Larven und Einfangen von Ausreißern, die ihre ersten Schwimmversuche machen, andererseits) die Partner überforderte, sodass das neue Gelege von ihnen nach spätestens einem Tag aufgegeben und schließlich verzehrt wurde.

Jedes Gelege umfasste  ca 300 bis 400 Eier. Seit Mai 1999 laichten die Elterntiere 17 Mal ab. Obwohl der Brutpflegetrieb hervorragend entwickelt war, kam es in fast allen Fällen nicht zur erfolgreichen Aufzucht der Jungen. Nach ca acht bis zehn Tagen nach dem Freischwimmen verringerte sich die Zahl der Jungfische oft gegen Null. Begleiterscheinungen waren stets, dass die Jungtiere ihr Schwarmverhalten aufgaben, kein Futter mehr  aufnahmen und sichtlich vergingen. Eine Kontrolle der Wasserwerte ergab stets eine weitgehende Konstanz der Pflegebedingungen (ph 6,5- 7,0, dGH 10-12) Auch die vorbeugende Zugabe von Methylenblau konnte nicht helfen.

So war ich froh, dass mir die Nachzucht bereits gelungen war und ich notfalls mit F1-Tieren weiterarbeiten musste. Doch ein Versuch musste noch herhalten. So ging ich von der Methode ab, die Eltern ihre Jungen pflegen zu lassen und saugte die Jungfische wenige Stunden vor dem endgültigen Freischwimmen vom Substrat ab. Anschließend überführte ich sie in ein ca 30 Liter fassendes Aufzuchtbecken, wobei ich ausschließlich  Wasser aus dem Aquarium verwendete, in dem die Jungfische bisher von den Elterntieren gepflegt wurden. Diesmal behielten die Jungfische ihr Schwarmverhalten bei, fraßen gut und wuchsen auch wesentlich schneller, als ich das bisher bei der natürlichen Aufzucht beobachten konnte, bei der es zu den geschilderten Ausfällen kam.


Um den Eltern eine Ruhepause (zwangsweise ) zu geben, damit sie nicht unaufhörlich ablaichten, setzte ich sie in ein DENNERLE- Oktogen Aquarium das ein offenes Aquarium ist. Leider verlor ich auf diese Weise das Männchen. Ich musste im Dezember 1999 feststellen, dass es eines Nachts vermutlich infolge eines Schreckens aus dem Becken gesprungen und eingetrocknet war. Das war ein arger Verlust für mich, hatte ich mit diesem Pärchen doch noch so viel vor, z.B. wollte ich ein Vererbungsschema erarbeiten. Es war mir bereits vor dem Freischwimmen der Jungen aufgefallen, dass ihre Farbgebung stark differenzierte. So konnte ich stets normal gefärbte Larven und gleichzeitig sehr helle (ähnlich denen von Goldskalaren und xantthoristischen Formen) finden. In zwei Fällen war auch jeweils ein völlig schwarz (!) gefärbter Jungfisch ersichtlich, der aber in beiden Fällen wenige Tage nach dem Freischwimmen abstarb. Da ich großes Interesse daran hatte herauszufinden, welche Phänotypen erzeugt wurden, behielt ich alle Jungfische stets vier bis fünf Monate, bevor ich sie abgab.  Folgende vier phänotypisch unterschiedliche Formen konnte ich erfolgreich aus der Jungenschar meiner "Grünen Peru Skalare" aufziehen :

Typ 1 : wie die Eltern (siehe Ausgabe 12/99).

Typ 2 : gestreift wie die Eltern, allerdings ist nur die letzte große Körperbinde durchgehend und zwischen den Körperbinden befinden sich kleine Tüpfel; grüner Glanz auf den Körperseiten; teilweise kupferroter Stirn-Rücken-Bereich.

Typ 3 : wie die Eltern gestreift; in F1 ein Tier ohne Grünglanz, jedoch Körper und Flossen türkis-bis kobaldblau (Farbe erinnert an kobaldblaue Diskus)

Typ 4 : ohne schwarze Pigmente; Körpergrundfarbe gold, Kopf Rücken-Bereich leuchtend orange, rote Bauchflossenstrahlen, metallicrotes Strich-und Tüpfelmuster auf dem ganzen Körper; im Gegenlicht ist die Streifenzeichnung als Hell Dunkel Kontrast sichtbar: metallischer Blauglanz auf dem ganzen Körper, besonders stark auf der Partie hinter den Brustflossen (Zeichnungsmuster erinnert an rottürkise Diskus)

Statistische Erhebungen zur Häufigkeit kann ich aus den vorgenannten Gründen nicht machen. Oft war es so das ca 30-50 Prozent der aufschwimmenden Jungfische sehr hell gefärbt waren, während der Rest von 50-70 Prozent naturfarben aussah. Natürlich werde ich mich bemühen, all diese Farbformen weiter zu stabilisieren und durch Zuchtauslese zu "veredeln". In den vergangenen Jahren war es leider so, dass Skalare etwas ins Hintertreffen geraten sind. Das mag mehrere Gründe haben. So sind z.B. teilweise unansehnliche  Zuchtformen auf den Markt gekommen; die sogenannte Skalar Seuche trat Anfang der 90er Jahre auf (nichts half) Skalare werden oft nicht  ordentlich  in gut eingerichteten Schaubecken in ihrer Vielfalt gezeigt; im Handel befindliche Tiere sind oftmals recht klein und es fehlen ihnen die typischen Segelflossen (sie besitzen nur "Stummelflossen") usw. Das nahm ich zum Anlass mich seit 1996 vorzugsweise den Wildformen zu widmen. In der Natur gibt es eine größere Vielfalt in den Formen (Farbgebung, Körperform, Zeichnungsmuster, Körpergröße, Beflossung) als ich aufgrund vorliegender Literatur angenommen hatte. Allein aus Peru konnte ich 1999 fünf voneinander abweichende Wildformen einkaufen. Natürlich weiß man vorher nicht, welche Tiere sich in den Boxen befinden, denn alle werden als Pterophyllum Skalare mit Herkunft Peru exportiert. So kam es, das ich ob dieser Vielfalt anfangs nicht nur erstaunt, sondern auch etwas "verwirrt" war. Mittlerweile bemühe ich mich, alle diese Wildformen nicht nur gut zu pflegen, sondern auch nachzuziehen. Denn die Nachzuchten von Wildfängen sind zweifelsohne sehr schöne Tiere und eben echte Segelflosser. So wünsche ich den Skalaren zu Beginn des neuen Jahrtausends eine ähnliche Beachtung und einen ähnlichen Boom wie den sogenannten LDA bzw. L-Welsen. Das Thema Skalare wird sicher neu definiert werden müssen. Bleiben wir also schön neugierig !

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aus „Das Aquarium“ 9/2000 Seite 6
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.

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