Alf Jacob Nilsen
Steinkorallen

Anzeichen eines Massenablaichens in einem Riffaquarium

Seitdem die sexuelle Vermehrung von Korallen in Fachzeitschriften und Büchern in Europa und Amerika publiziert wurde, haben mehr und mehr Aquarianer realisiert, daß es möglich ist, Korallen in einem geschlossenen Aquariensystem nachzuzüchten. Daher widmen sich immer mehr von ihnen diesem Ziel. Alf Jacob Nilsen berichtet nachfolgend über einen weiteren Fortschritt auf diesem Gebiet und schildert ein Ereignis, das in dem Aquarium von F. Jorgensen, Stavern, Norwegen zu beobachten war.


Das Massenablaichen von Korallen ist vom Großen Barriereriff, Australien, und von Bereichen des zentralen und westlichen Indo - Pazifiks bekannt. Im großen Barriereriff weiß man von mindestens 130 Arten, die ihre Gameten nahezu simultan ausstoßen, was in einem Infernoan sexueller Aktivität resultiert. Das jährliche Massenablaichen ereignet sich hier einige Tage nach Vollmond zu einem Zeitpunkt, wenn die Wassertemperatur von einem Minimum im Winter zu einer optimalen Höhe ansteigt. Temperatur und Mondlicht stellen hier also die Schlüsselfunktionen dar! Da man diese Faktoren nun kennt, ist es möglich, den Zeitpunkt des Massenablaichens exakt vorrauszuberechnen. Daher wurde das Massenablaichen in den letzten Jahren intensiv studiert, und es ist heute weitaus besser bekannt als noch vor wenigen Jahren (Simpson 1985; Babcock et al., 1986; Wallace et al., 1986 )
Die sexuelle Reproduktion von Steinkorallen ist sehr komplex und besitzt viele interesannte Gesichtspunkte, die es lohnt zu diskutieren. Korallenkolonien können entweder getrenntgeschlechtlich (weiblich oder männlich) oder hermaphroditisch (beide Geschlechter sind innerhalbe einer Kolonie vertreten) sein. Die Befruchtung kann innerhalb der Polypen stattfinden, jedoch ist eine externe Befruchtung und damit verbunden eine externe Entwicklung der Larven viel häufiger. Gameten werden oft als „Ei/Sperma-Bündel“ ausgestoßen, in denen Massen von Eiern und Sperma zu kleinen Paketen verpackt sind. Die Korallenlarven bestzen Cilien. Nach einer planktonischen Phase setzen sie sich auf Substrat ab, um den Primärpolypen zu bilden, der wenn die Lebensbedingungen optimal sind, in eine neue Korallenkolonie auswächst. (allgemeine Informationen über die Korallenreproduktion siehe auch Harrison und Wallace 1990,sowie Fossa und Nilsen 1994)
In Aquarien wurden bisher gelegentlich männliche Kolonien von Fungia fungites und Euphyllia divisa bei der Spermaabgabe beobachtet. Dagegen wurde bis heute nur selten das Ausstoßen von Eiern oder Ei/Sperma Bündeln in einem geschlossenen Aquariensystem dokumentiert.
Theoretisch sollte es möglich sein, die wichtigsten Parameter, die eine Gametenproduktion induzieren und ein Massenablaichen auslösen, wie Fluktation der Temperatur und des Mondphasenzyklus, in einem Aquarium nachzuahmen. Tyree (1995) beschrieb dies im Detail, und ich möchte daher an dieser Stelle nicht noch einmal darauf eingehen. Zeichen eines Massenablaichereignisses zeigten sich im Aquarium von F.Jorgensen, Stavern, Norwegen, am Dienstag dem 14.Juli 1994. Alle Korallen die an dem Massenablaichen teilnahmen waren in seinem Aquarium aus kleinen Ablegern herangewachsen. Die meisten von Ihnen stammet aus Kolonien aus anderen Aquarien. Die größte Koralle lebte seit nahezu drei Jahren in seinem Aquarium als das Massenablaichen eintrat. Ein künstliches Mondlicht, das aus einer blauen Glühlampe bestand, war fünf Monate vor dem Ereigniss installiert worden. Die Mondphasen waren nach den Berechnungen von Tyree (1995) mit einem 30 Tage Zyklus bei einem Vollmond von Tag 15 auf 16 installiert worden. Die Temperatur variierte sehr stark in Norwegen. Wir haben ein typisches kalt-nasses Winterklima (Oktober bis April) wo die Außentemperaturen auf 0 Grad und tiefer absinken. Während der Sommermonate (Mai bis September)erreichen die Außentemperaturen im Juli ein Maximum von 25-30 Grad. Dies hat zur Folge, daß, die Temperaturen in unseren Riffaquarien diesem Zyklus folgen und dementsprechend ebenfalls im Juli ein Maximum erreichen, ohne daß dies künstlich manipuliert werden muß.
Das Massenablaichen fand zwei Tage vor dem künstlichen Vollmond statt. Es wurde morgens um 7.15 Uhr bemerkt, hatte wahrscheinlich jedoch einige Stunden vorher begonnen. Das Ablaichen dauerte bis 17.30 Uhr mit einem Maximum um etwa 14 Uhr. Die Gameten wurden als schleimige Ei/Sperma-Bündel abgestoßen, wobei die Eier jedoch sehr klein waren. Allein eine Favia Kolonie gab einige wenige dicke pinkfarbige Eier ab. Das Massenablaichen war so stark, daß das Aquarienwasser milchig trüb eingefärbt und es unmöglich war, die Rückseite des Beckens zu sehen. Als ich einen Tag später Wasserproben aus dem Aquarium zum Mikroskopieren bekam, konnte ich Spermazellen eindeutig nachweisen.
Außer den Korallen laichte eine große (ca 40 cm lange) Riesenmuschel, Tridacna squamosa ab. Die Muschel laichte über zwei weitere Tage. Sie hatte bereits früher Eier und Sperma abgegeben, jedoch niemals bevor das künstliche Mondlicht installiert worden war. Ein Tag nachdem die Korallen ihre Geschlechtsprodukte ausgestoß:en hatten, laichten einige Schnecken aus der Gattung Turbo ab. Auch dies war vorher schon einige Male beobachtet worden.
Während dieser Ablaichphase blieben die chemischen Wasserparameter, bis auf den Redox Wert, im gewohnten Bereich. Der Redoxwert sank allerdings auf 330mV ab. Das Aquarium sah innerhalb von einigen Tagen wieder normal aus. Es gab aufgrund des Massenablaichens keinerlei Verluste unter den Fischen oder Korallen.
Aus den eben geschilderten Beobachtungen kann der Rückschluss gezogen werden, daß es sich bei diesem Ereignis tatsächlich um ein synchronisiertes Massenablaichen in einem geschlossenen Aquariensystem gehandelt hat. Wir vermuten, daß es wahrscheinlich durch das künstliche Mondlicht ausgelöst wurde, jedoch kann dies nicht als absolut sicher angesehen werden.
Die Acropora microphtalma Kolonie ist der Ableger eines Ablegers von einem Ableger, der ürsprünglich von Dr.B.Carlson vom Waikkiki Aquarium, Honolulu, Hawaii, stammt.Er hatte die Mutterkolonie 1990 in Fijigesammelt. Die Acropora formosa ist der Ableger von einer Kolonie, die ich 1991 in Fijii gesammelt und die damals nur wenige Zentimeter gemessen hatte. Die Acropora pulchra stammt von der berühmten „Berliner“ Acropora die 1982 im Aquarium von D.Stüber aus einem lebenden Stein herausgewachsen war und von der mittlerweile Tausende von Nachkommen überall in der Welt verbreitet wurden. Alle diese Daten weisen eindeutig nach, daß Steinkorallen, die aus einem kleinem Fragment herangezogen werden, in geschlossenen Aquariensystemen die Geschlechtsreife erreichen und anschließend auch ablaichen können. Die Eier des eben beschriebenen Ereignisses sahen allerdings sehr klein aus. Da die Eiergröße unter den Korallenarten jedoch sehr stark varriert, ist es möglich, daß sie natürliche Größe besaßen und ausgereift waren. Andererseits kann man nicht ausschließen, daß sie unreif waren. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um das eindeutig zu klären.

<"center">Mondlicht sollte
auch im Aquarium
simuliert werden

<"center">Pilzkoralle
Fungia
bei der Spermaabgabe

aus "Das Aquarium" 10/96 Seite 27 ff.
Mit freundlicher Genehmigung des Schmettkamp Verlags.

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