Nagel

 

 

Kurt Paffrath
Das Pflanzenporträt
Echinodorus bleheri


                                Die breite Amazonaspflanze ist anspruchslos


Pflanzen der Gattung Echinodorus gehören zu den beliebtesten Aquarienpflanzen. Von den insgesamt 47 Echinodorus Arten sind jedoch nicht alle für die Pflege im Zimmeraquarium geeignet; die Zahl der brauchbaren Aquarienpflanzen beläuft sich auf etwa 25 Arten. Aus der Gruppe der Amazonaspflanzen ist Echinodorus bleheri offensichtlich im Aquarium am häufigsten verbreitet. Die Gründe dafür sind ihre gute Anpassung an unterschiedlichste Lebensbedingungen, die leichte und reichliche Vermehrung über Adventivsprosse sowie das ziemlich regelmäßige Angebot im Fachhandel.

Nomenklatur

Die breite Amazonaspflanze wurde wahrscheinlich um 1950 erstmals bei uns eingeführt und unter dem falschen Namen Echinodorus paniculatus verbreitet sowie auch als Echinodorus rangeri gehandelt. Der tschechische Biologe Rataj beschrieb sie dann 1970 als Echinodorus bleheri. Die Art ist eng mit Echinodorus amazonicus und Echinodorus parviflorus verwandt und bildet mit mehreren anderen Arten die Sektion Intermedii Rataj. Die Artbestimmung erfolgte ohne Kenntnis von Blüten und Früchten

Ökologie

Von den Echinodorus bleheri gibt es bisher keine sicheren Angaben über das Heimatgebiet. Die Beschreibung erfolgte nach kultivierten Pflanzen, da keine Herbarbelege existierten. Auch von den südamerikanischen Exportfirmen wurde sie gezüchtet und nicht in der Natur gesammelt. Wahrscheinlich stammt sie aus dem brasilianischen Amazonasstromgebiet, woher auch die Mehrzahl der importierten Pflanzen kommt. Rataj beschreibt die Art als typische Wassserpflanze, die aber auch emers gezüchtet werden kann.



Kennzeichen

Meine Versuche zur Kultur als Sumpfpflanze hatten vor allem den Zweck der Blütenentwicklung. Die Landformen brachten zwar Blütenstände, doch entwickelten sich daran keine Blüten, sondern lediglich Adventivsprosse. Ich vermute daher, daß es sich um einen Bastard mit unbekannter Herkunft handelt, der sich vegetativ weiter fortpflanzte. Die Adventivpflanzen neigen sich später mit dem Stengel auf den Boden nieder und entwickeln sich dort selbstständig weiter . Die Triebe sind basal verzweigt und bringen 12 - 15 Quirle, in denen sich jeweils drei Jungpflanzen entwickeln können. Ein Exemplar bringt dabei mehrere Triebe , so daß die Anzahl der neuen Sprößlinge ziemlich erheblich sein kann. Das erklärt auch die reichlichen Importe dieser Art, die in Züchtereien problemlos zu vermehren ist.
Durch Absenken des Wasserspiegels kann die untergetauchte Pflanze ohne weiteres zur Landform umerzogen werden. Dabei unterscheiden sich die Luftblätter nur unwesentlich von den Wasserblättern. Echinodotus bleheri bildet eine kompakte Rosette aus kurz gestielten Blättern. Die langzettliche, hellgrüne Spreite wird bis zu 40 cm lang und 7 cm breit, ist an beiden Enden spitz und nicht schwertförmig gebogen. Die Spreitenränder sind schwach gewellt. Es sind fünf Längsnerven vorhanden, das innere Nervenpaar verläuft ein Stück mit dem Mittelnerv zusammen oder zweigt gleich von der Spreitenbasis ab. Manchmal erscheinen die Pflanzen im Aquarium gedrungener, wobei wahrscheinlich die tägliche Lichtdauer , aber auch die Beleuchtungsstärke eine Rolle spielen.



Vermehrung

Die tägliche Lichtdauer nimmt offensichtlich auch Einfluß auf die Entwicklung der Blütentriebe mit den Adventivsprossen,die an der Aquarienpflanze gebildet werden. Manche Exemplare bringen regelmäßig solche Triebe, andere hingegen nicht oder nur sehr selten. Bei solchen „sterilen“ Pflanzen im Aquarium bei 16 Stunden täglicher Lichtdauer habe ich die Lichtperiode über sechs Wochen auf 10 Stunden täglich verkürzt. Dadurch wurden angeregt. Solche Methoden der Veränderung von Lichtperioden werden in der Landbotanik schon seit Jahrzehnten angewendet um die Blütenzeiten zu beeinflussen. Echinodorus bleheri gehört damit sicher zu den Kurztagpflanzen, ähnlich wie Echinodorus parviflorus. Nach Anhebung der Lichtdauer und nach mehreren Blütenstengeln blieben solche Pflanzen dann aber wieder steril. Dadurch können vielleicht einige Nachwuchsprobleme eine Erklärung finden. Die Adventivsprosse können am Trieb verbleiben, bis sie Wurzeln gebildet haben, dann werden sie abgenommen und eingesetzt. Die am Stengel verbliebenen schwächeren Jungsprossen werden später abgenommen, allerdings läßt die Wuchskraft merklich nach.
Eine andere Methode zur Vermehrung von Echinodorus bleheri besteht im Teilen der Pflanze, wenn diese mehrere Herzen entwickelt hat. Dabei handelt es sich um kurze Seitensprosse am Rhizom der Stammpflanze . Um sie zu trennen , wird das Exemplar aus dem Boden genommen, die Herzen werden auseinandergedrückt und die Seitenpflanzen mit einem scharfen Messer abgetrennt. Dafür iszt es jedoch wichtig, daß diese weit genug entwickelt sind und ein eigenes Stück Rhizom besitzen. Am besten erfolgt die Trennung bei einer notwendigen Neueinrichtung des Beckens, wenn die Pflanzen sowieso aus dem Bodengrund genommen werden.



Kulturefahrungen

Bei der Kultur im Aquarium erweist sich die breite Amazonaspflanze als relativ problemlos. Unterschiedliche Wasserarten werden gut toleriert. Sie verträgt allerdings saures Wasser weniger gut und kann bei ph-Werten unter 6 im Wachstum nachlassen. Hinsichtlich des Lichtbedarfs erweist sich Echninodorus bleheri als recht bescheiden und begnügt sich mit relativ geringen Beleuchtungsstärken. Weil jedoch eine Anpassung zum starken Licht besteht, ist hier ziemlich ein weiter Bereich möglich. In demineralisiertem Regenwasser empfehle ich jedoch eine mäßig starke Beleuchtung, die sich dem Nährstoffangebot im Wasser anpaßt. Beim Bodengrund sind die Ansprüche ebenfalls nicht sonderlich hoch, mitunter reicht sauberer Grobsand, wenn die Nährstoffverhätnisse im Wasser einigermaßen stimmen. Allerdings wir Echinodorus bleheri auf Eisenmangel im Wasser leicht gelbsüchtig reagieren, insbesondere dann, wenn eine starke und längere Beleuchtung gewählt wird.

Dekoration

Echinodorus bleheri wird im Aquarium etwa 40 - 50 cm hoch. Mit Ihren zahlreichen, haltbaren Blättern bildet die breite Amazonaspflanze eine imposante Erscheinung im Aquariengrün. Wir können sie als Solitär für den starken Punkt einplanen und damit einen Blickfang in der Dekoration schaffen. Dabei wird es notwendig, die Begleitpflanzen in ausreichender Entfernung zu halten, um die optimale Wirkung zu erhöhen. Das erfolgt außerdem durch entsprechende Kontraste der Nachbargewächse. Als Bodengrün unter einem ausgedehnten Solitär von Echonodorus bleheri können kleinbleibende Cryptocorynen, Sagittarien oder Echonodoren gewählt werden, aus denen die breite Amazonaspflanze frei hochwächst.
In einem entsprechend geräumigen Becken können wir auch mehrere Exemplare in einer lockeren Gruppe einplanen, die dann später dicht zusammenwachsen. Im tief gebauten Becken ist es ohne weiters möglich, Echinodorus bleheri als dauerhaftes Grün im Hintergrund zu verplanen. Das bringt außerdem Vorteile beim einkürzen von Stengelpflanzen, die in den mttleren Bereichen der Beckentiefe angesiedelt sind. Durch die dauerhaften Pflanzen in den rückwärtigen Partien wird dann die Dekoration optisch nicht so wesentlich gestört.

Zusammenfassung

Echinodorus bleheri ist seit 1950 bei uns in Kultur und wurde 1970 ohne Kenntnis der Blüten und der genauen Heimatgebiete beschrieben. Die Art gehört zu den häufiger in Aquarien gepflegten Pflanzen mit guter Anpassung an unterschiedliche Lebensbedingungen. Die breite Amazonaspflanze ist eine kräftige, bis 50 cm hoch werdende und ziemlich ausgebreitete Solitärpflanze (oder Grundpflanze) für mittlere bis größere Aquarien. Die Vermehrung über Adventivsprossse am untergetauchten Blütenstengel erfolgt leicht und reichlich. Ihre Entwicklung ist mitunter von einer Kurztagsbeleuchtung abhängig und dadurch steuerbar.

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