Jaroslav Elias
Die Odessabarbe
Barbus ticto

Erstmals  wurde im Jahre 1971 eine Barbe auf dem Fischmarkt in Odessa zum Verkauf angeboten, die aber bei den Kunden kein Interesse fanden, da die Jungfische noch zu klein und recht farblos waren. Die Verkäufer stellten daher später voll ausgefärbte erwachsene Tiere mit einer Länge von 6 bis 7 cm aus. Nachdem nun der feurige Seitenstreifen der Männchen bestaunt werden konnte, kam es zum Meinungsumschwung und die Barbe fand einen reißenden Absatz und wurde fortan als "Odessabarbe" bezeichnet. Im Jahre 1973 war sie in fast allen Verkaufsstellen in der ehemaligen DDR in großer Anzahl zu sehen. Zu uns in die Tschechei kam sie 1974. Der erste Bericht über die Odessabarbe in einer deutschen Fachzeitschrift stammt von Dazkewitsch (1973)


Die Herkunft der Odessabarbe, hier ein erwachsenes Männchen, ist unbekannt

Die Herkunft der Odessabarbe ist bisher unbekannt. Dennoch existieren einige Bestrebungen, sie als eine nominelle Art anzusehen. Bald nach ihrer Entdeckung hielt man sie aber für eine Mutation der Prachtbarbe, Puntis conchonius. Auf´s Tapet kam auch die Ansicht, die Odessabarbe sei eigentlich die echte Ceylonbarbe, P.cumingi. Riehl und Baensch (1982) und auch andere Autoren meinen, sie könne eine Variante der Zweipunktbarbe, P.ticto, sein. Frank (1974) verglich die Odessabarbe mit P.conchonius, P.ticto ticto, P.ticto stoliczkae und P.cumingi. Er konstatierte dass sie P.cumingi am nächsten stehe. Verlassen wir aber diese Problematik, ohne eine eindeutige Antwort geben zu können !

Die Odessabarbe ist ein typischer Schwarmfisch und daher für die Pflege  in einem Gesellschaftsaquarium geradezu prädestiniert. Die Wasserwerte spielen spielen dabei kaum eine Rolle, nur sollte das Wasser frisch sein. Ein wöchentlicher Teilwasserwechsel ist also sehr angebracht. Zur Zucht stellt man das Wasser aber am besten auf eine Härte zwischen 5 und 7 dGH und auf einen PH Wert zwischen 6,3 und 6,9 ein.

Die Odessabarbe ist zwar Allesfresser, nimmt am liebsten jedoch Lebendfutter (auch tiefgefrorenes), obwohl auch Kunstfutter nicht verschmäht wird. Individuen, mit denen man züchten will, hält man am besten etwa 2 Wochen lang nach Geschlechtern getrennt. Vor allem die Weibchen füttert man in dieser Zeit mit Wasserflöhen, Zyklops und Insektenlarven, damit sie gut Laich ansetzen können. Zum ablaichen reicht ein Behälter mit einem Fassungsvermögen von 15 bis 20 Liter vollkommen aus. Wie für andere verwandte Barben auch werden in die Behälter feinblättrige Pflanzen, z.B. Vesiculara dubyana, Nitella flexilis oder Myrioohyllum - Arten, als Laichsubstrat eingebracht. In Betracht kommt auch ein Laichrost am Boden, da die Eltern arge Laichräuber sind. Die zum Ablaichen optimale Wassertemperatur liegt zwischen 24 und 27 Grad Celsius. Zum ablaichen kommt es meistens schon am nächsten Morgen nach dem einsetzen des Zuchtpaares. Die Balz verläuft recht stürmisch. Das Weibchen wird vom Männchen ab und zu durch das ganze Aquarium gejagd oder das Männchen "klebt" sich förmlich an die Seite seiner Gefährtin. Das Ablaichen ist - im Vergleich mit den anderen Barben - nur von recht kurzer Dauer. Nach dem Einschwimmen in das Laichsubstrat wirft das Männchen seinen Schwanzstiel über den hinteren Rückenbereich des Weibchens. Sofort stößt das Weibchen zahlreiche glasklare Eier aus, die durch die vom Männchen abgegebene Spermawolke zu Boden rieseln oder in den Pflanzen hängen bleiben können.

Die Zahl der vom Weibchen abgelegten Eier ist mit einigen hundert recht hoch. Aber nicht alle Eier entwickeln sich, manche werden weiß. Wird das Pärchen gut gefüttert, dann laicht es auch tagtäglich ein bis zwei Wochen lang ab, um dann aber für eine längere Zeit eine Laichpause einzulegen. Der nach dem ersten Ablaichen folgende tägliche Eierertrag ist dann aber nicht mehr so hoch und liegt zwischen 50 und 100 Eiern.

Bei der Entwicklung  der Embryonen in den Eiern gibt es keine besondere Empfindlichkeit gegen die Wasserhärte, wenn sie zwischen 5 und 15 dGH liegt und 7 dKH nicht überschreitet. Die Jungen schlüpfen bei einer Wassertemperatur von 27 Grad Celcius schon nach 19 Stunden und bei 25 Grad Celsius nach 24 Stunden aus den Eiern. Sie schwimmen drei bzw. vier Tage nach dem Schlupf frei. Die frei schwimmenden Jungtiere der Odessabarbe sind glasklar und mit einigen winzigen schwarzen Flecken gesprenkelt. Sie nehmen willig Rädertierchen und Cyclops Nauplien an; Artemia Nauplien werden dagegen kaum beachtet und Kunstfutter überhaupt nicht angenommen. Insgesamt ist die Zucht aber ziemlich leicht einzustufen. Nach sieben bis acht Monaten sind die Jungen geschlechtsreif.

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aus „Das Aquarium“ 11/2000 Seite 28
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.

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