Spirale

Ein Leuchtturm im Aquarium


Der Lachsrote Regenbogenfisch

  Glossolepis incisus

Die Heimat des Lachsroten Regenbogenfisches, Glossolepis incisus, ist das nördliche Neuguinea, wo er hauptsächlich im Sentani-See und dessen Umgebung lebt. Die Gattung Glossolepis umfaßt bisher fünf Arten, die mit über 10 cm Länge durchweg alles größer werdende Regenbogenfische sind.


Charakteristisch für Glossolepis-Arten ist das viel steiler ansteigende Stirn- und Rückenprofil, als das bei Melanotaenia-Arten der Fall ist. Die Männchen besitzen einen extremen Knick hinter dem Kopf, der dadurch noch kleiner wirkt, zumal die Augen ziemlich groß sind. Bei den Weibchen dagegen, die auch einen leichten Knick hinter dem Kopf haben, steigt die Stirnlinie vom Maul bis zur ersten Rückenflosse gleichmäßig als nahezu gerade Linie an. Das verleiht ihnen ein Aussehen, als ob der Kopf leicht nach oben gerichtet sei. Das tief gespaltene oberständige Maul weist darauf hin, das für Glossolepis incisus Anflugnahrung das Hauptfutter sein dürfte. Auch im Aquarium werden mit kühnem Schwung auf die Wasseroberfläche geworfene Insekten zielsicher erbeutet. Der Abstand der Deckscheibe von der Wasseroberfläche sollte mindestens 5 cm betragen. Es kommt nicht selten vor, daß sich Lachsrote Regenbogenfische die Schnauze bei den heftigen Attacken an der Deckscheibe stossen.

Die Männchen von Glossolepis incisus besitzen von allen Arten der Gattung die markanteste Färbung.

Normal sind die Männchen kräftig weinrot bis rotbraun gefärbt und haben silberne Glanzschuppen auf den Flanken. Diese Ausfärbung ändert sich beim Ablaichen jedoch völlig. In der Balz beginnt sich erst die Stirnflanke bis zur ersten Rückenflosse aufzuhellen. Je intensiver die Balz verläuft , um so mehr greift dann die lachsrote Färbung auf die Flanken und den Bauch über. Beim Ablaichen sind die Männchen dann völlig lachsrot. Die silbernen Glanzschuppen treten sogar etwas in ihrer Intensivität zurück. Meistens ist aber nur ein Männchen in Prachtfärbung. Die anderen zeigen in dieser Zeit alle Stufen der Balzfärbung. Die Weibchen sind dagegen recht unscheinbar graubraun gefärbt und besitzen ebenfalls Glanzschuppen.


Pärchen des Regenbogenfisches


Glossolepis incisus ist unter den Regenbogenfischen ein „Frühaufsteher“. Ich habe bisher noch keinen Regenbogenfisch erlebt, der so zeitig ablaicht. Wenn früh um 7 Uhr das Licht angeht, haben sie- im Dunkeln!!-schon abgelaicht. Ich habe um 6 Uhr das Licht eingeschaltet- zu spät. Um 5 Uhr habe ich mit der Taschenlampe geleuchtet- und sie haben sich mit Freude auf ihren Eiersegen gestürzt.
Apropo Eierfressen. Gibt es einen Regenbogenfisch der noch wilder auf seine Eier ist ? Ich glaube kaum. Laicht ein Paar ab, so stehen alle anderen herum und stürzen sich auf die in Pflanzen geschleuderten Eier. Deshalb ist beim Lachsroten Regenbogenfisch der paarweise Zuchtansatz sicher das produktivste. Das Zuchtpaar sucht in den Laichpausen zwar auch nach Eiern, aber nicht so intensiv. Wie lange im Dunkeln gelaicht wird, weiß ich nicht. Aber am zeitigen Vormittag dauerte das zweite Ablaichen etwa eineinhalb Stunden. Allerdings waren viele Scheinpaarungen dabei. Es werden höchstens drei-oder viermal Eier abgesetzt. Dann kommt gegen Mittag und eventuell am späten Nachmittag noch einmal eine Balzphase. Sie besteht aber fast auschließlich aus Imponieren und Scheinpaarungen.

Etwa sieben Tage nach dem Ablaichen schlüpfen die Jungen, die sofort frei an der Wasseroberfläche schwimmen.

Die geschlüpften Jungfische messen ca 5 mm und bewältigen sofort Zyklops-Nauplien. Auch wenn andere Autoren vor diesem Futter warnen, so habe ich bisher nur gute Erfahrungen damit gemacht. Es muß jeder selbst ausprobieren, was am besten ist. Die Jungen wachsen Anfangs recht zügig. Sehr günstig wirkt sich eine Strömmung aus, gegen die sie anschwimmen müssen. Ich benutze einen Glasstreifen, der schräg von einer Schmalseite zur anderen an der Rückwand eingelegt wird. An die tiefste Stelle bringe ich einen Auströmerstein an. Die Luft „rollt“ am Glasstreifen hoch, wodurch ein kräftiger Kreislauf entsteht. Dadurch wird das Futter auch immer an der Oberfläche entlang gerissen und kann sich nicht an der hellsten Stelle am Boden sammeln. Die jüngeren Regenbogenfische verlassen die Wasseroberfläche nämlich die ersten Wochen nicht. Nur nachts habe ich den Kreislauf ausgestellt, d.h. ich habe den Auströmerstein einfach unter den Glasstreifen hervorgezogen, damit keine Blasen mehr unter den Streifen kommen.
Nach 20 Tagen sind die Jungen auf 10 mm heran gewachsen. Jetzt bekommen sie ausgesiebte Flöhe, Zyklops und Grindal. Gelegentlich auch zerriebene Futterflocken. Nach einem Monat messen sie dann 15 mm. Jetzt wird das Wachstum zusehends langsamer. Nun muß jeder Züchter Geduld haben. Nach nur drei Monaten sind 25 mm erreicht, und nach fünf Monaten 35 mm und nach acht bis neun Monaten 60 mm. Endlich zeigt sich auch bei den Männchen die erste zarte rote Färbung. Aber erst ab einer Größe von 70-80 mm sind sie voll ausgefärbt. Ab 8 cm beginnt sich auch der Knick hinter dem Kopf auszubilden. Aber extrem und imposant wirken sie erst jenseits von 10 cm Länge. Männchen können durchaus 13-15 cm lang werden, Weibchen bleiben etwas kleiner.
Trotz seiner Größe ist Glossolepis incisus ein ausgesprochen friedlicher Schwarmfisch. In einem Gesellschaftsbecken mit Regenbogenfischen fallen die Männchen immer durch ihre großflächigen Körper und ihre Ausfärbung auf.

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aus „Das Aquarium“ 9/1998 Seite 6
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.

 

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